Teufel im Märchen
Der Teufel denkt immer nur an das Eine - nein, nicht an Sex, sondern an das Erhaschen der Seele! In allen Geschichten, Märchen und Erzählungen zum Teufel ist dies sein vorausgesetztes Hauptanliegen.
Dabei wird übersehen, dass auch Gott eigentlich nur auf dieses Eine aus ist; bei ihm heißt das eben schönrednerisch "Errettung der Seele". Aber auch Gott hat - genau wie der Teufel - sein Hauptaugenmerk einzig und allein auf die Seele des Menschen gerichtet. Schaut mal zu meiner Pension:unknown

Dazu sollte betrachtet werden, dass jeder Mensch grundsätzlich geliebt werden will, wenn auch nicht gleich von jedem x-Beliebigen. Liebe (bzw. deren Vorstufen und Abarten: Anerkennung, Aufmerksamkeit, Respekt, Ehre, Sympathie, usw.) ist ein Hauptanliegen des Menschen, woraus so viele seiner Taten resultieren und woran er auch stetig arbeitet. Mit der Zuwendung eines anderen zu sich selbst will man doch aber nichts weiters als dessen Seele, wollte man es poetisch ausdrücken.

Das große Spiel heißt also Liebe. Einem jeden geht es nur darum und jeder möchte geliebt werden: die Menschen, der Gott und schließlich auch der Teufel. Warum sollte man letzteren dafür verurteilen?


Es kristallisiert sich im Rahmen des Seelenerhaschens bzw. des Liebens natürlich auch heraus, dass man sich mit der Liebe für einen Charakter entscheidet, der einem selbst entspricht bzw. dem man entspricht. Es ist klar, dass nur ein Böser auch das Böse lieben kann und dass er sich alleine durch seine Taten bereits für eine Partei entscheidet und damit seine Liebe und Seele vergibt, auch wenn er das nicht bewusst oder gezielt beabsichtigt.

So erweist sich die Liebe in (dem Willen zu) der Tat; (der Wille zur) Handlung entscheidet, wem oder was der Täter seine Liebe widmet bzw. zu wem oder was die Seele des Täters gehört.


Die Märchen, die alle aus früheren, intellektuell sehr düsteren Zeiten stammen, setzen die Identifikation des Teufels als das personifizierte Böse voraus, so wie es eben allgemeingültiger Kirchenmoral entsprach. Man kann anhand der Rolle des Teufels darin deutlich erkennen, dass das "Böse" vielfach nur mit dem "Unbegreiflichen, Unverständlichen" verwechselt wird. Das Erste, was dem braven Bauersmann unbegreiflich und unverständlich war, ist der Charakter der Frau:

In der Wiener Geschichte vom Teufel und der Bognerin verliert der Teufel die Wette um die Seele, weil er der "Bosheit" einer Frau nicht gewachsen ist. Der hilfsbereite, offensichtlich sogar Mitleid mit dem Ehemann dieser Frau hegende Teufel setzt zu allererst Liebe und Güte ein, um die Laune der Frau ins Gleichgewicht zu bringen. Selbstverständlich ist es dabei ein Grundfehler, in der Gestalt deren Ehemann aufzutauchen, denn niemand kann erwarten, dass die Frau auf die plötzlichen Zärtlichkeiten ihres bislang nervenden Alten positiv reagiert. Als zweites Register zieht der Teufel dann relativ freundliche Ermahnungen und Moralpredigten, mit denen er allerdings auch nicht zum Ziel kommt. Erst beim dritten Versuch fährt der Teufel Drohungen auf, die allerdings auch nicht fruchten. Bezeichnender Weise wendet er keine Gewalt an. Diese wird der Frau zugeschrieben, womit sie schließlich selbst dem Teufel das Fürchten lehrt.

Der Teufel wird zwar als unheimlicher aber gerechter und hilfsbereiter Gesell dargestellt, der die Dinge mit Fairness, Güte und Weisheit angeht und vielleicht eben deswegen verliert. Der mittelalterliche Bauer kann sich noch eher mit dem Teufel identifizieren als mit der Weiblichkeit.